Windenergie ist ein wichtiges Element der Energiewende. (Foto: Pixabay)
Energiewende

Gegenrede zur Hetze der AfD gegen Windenergie

Alice Weidel schmetterte in Goebels’scher Schreihals-Rhetorik auf dem AfD-Parteitag, dass sie die „Windräder der Schande“ niederreißen wolle. Eines der wesentlichen Argument der rechtsextremen AfD gegen Windräder und Windenergie ist der „Flächenfraß“, den der Bau dieser Anlagen angeblich bedeuten würde. Schauen wir uns doch mal an, ob das stimmt. Wieviel Fläche beansprucht die Windenergie im Moment und wie entwickelt sich das in der Zukunft. Und was gibt es sonst noch wissenswertes?

Aktueller Stand und Zukunft des Flächenverbrauches durch Windenergie

Derzeit wird in Deutschland etwa 0,5 % der gesamten Landesfläche tatsächlich durch Windkraftanlagen beansprucht, was einer Fläche von rund 1.950 Quadratkilometern entspricht. Langfristig plant die Bundesregierung2 % der Landesfläche für Windenergie auszuweisen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben und Klimaziele zu erreichen.

Bis 2030 sollen in Deutschland Windkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt 145 Gigawatt installiert sein. Davon entfallen 115 Gigawatt auf Windenergie an Land und 30 Gigawatt auf Offshore-Windenergie. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein jährlicher Zubau von etwa 10 Gigawatt notwendig. Dies entspricht schätzungsweise dem Bau von rund 1.800 bis 2.000 neuen Windkraftanlagen pro Jahr, abhängig von der Leistung der einzelnen Anlagen

Eine einzelne Windkraftanlage benötigt im Schnitt etwa 0,4 Hektar für Fundament, Zuwege und Infrastruktur. Für 2.000 Anlagen (pro Jahr) ergibt sich somit ein Bedarf von: 2.000 × 0,4 Hektar = 800 Hektar. Rechnet man sinnvollerweise den Raumbedarf pro Anlage dazu, gemessen an Rotordurchmesser und Abstandsbedarf zur Vermeidung von Turbulenzen etc. kommt man auf knapp 20 Hektar. Ergo: 2.000 × 20 Hektar = 40.000 Hektar.

Die Fläche von 40.000 Hektar entspricht etwa 0,11 % der Gesamtfläche Deutschlands. Das Pro Jahr bis zum Jahr 2030 macht also 6 × 0,11 = 0,66 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands. Und bei dieser Rechnung habe ich sogar noch außen vorgelassen, das gute 20% der Anlagen als Offshore-Anlagen gebaut werden sollen (siehe oben 30 Gigawatt Offshore) und damit gar keine Fläche an Land „fressen“.

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Wie sieht der Flächenverbrauch in anderen Bereichen aus?

Die Behauptung der AfD, das Windenergieanlagen einen „Flächenfraß“ bedeuten, ist also schlicht und ergreifend falsch. Zum Vergleich: Siedlungs- und Verkehrsflächen beanspruchen bereits über 14 % der deutschen Landesfläche. Der Flächenverbrauch von Industrie- und Gewerbeanlagen in Deutschland beträgt derzeit etwa 6.338 km², was 1,8 % der Gesamtfläche Deutschlands entspricht. Die Deutsche Bahn (DB) verfügt über eine Grundstücksfläche von etwa 1.200 km² (120.000 Hektar), die für Gleisanlagen, Bahnhöfe und andere betriebsnotwendige Einrichtungen genutzt wird. Dies entspricht rund 0,34 % der Gesamtfläche Deutschlands. Diese Fläche umfasst sowohl die Schieneninfrastruktur als auch begleitende Anlagen wie Bahnhöfe, Abstellgleise und Verwaltungsgebäude. Ein einzelnes Unternehmen verbraucht also 0,34 Prozent der Fläche in Deutschland.

Der mit Abstand größte „Flächenfresser“ – wenn man bei diesem dämlichen Begriff bleiben will – ist die Landwirtschaft. In Deutschland wird etwa die Hälfte der gesamten Landesfläche landwirtschaftlich genutzt. Dies entspricht rund 16,6 Millionen Hektar (166.000 km²) im Jahr 2024. Die landwirtschaftliche Fläche setzt sich vor allem aus Ackerland (circa 70 %, 11,7 Millionen Hektar) und Dauergrünland (circa 28,5 %, 4,7 Millionen Hektar) zusammen, während Dauerkulturen wie Obst- und Weinbau nur einen kleinen Anteil (circa 1,2 %) ausmachen. Dieser Anteil ist über Jahrzehnte relativ stabil geblieben, obwohl er langsam durch den Ausbau von Siedlungs-, Verkehrs- und Energieinfrastruktur sowie durch Naturschutzmaßnahmen abnimmt. Dennoch ist die Landwirtschaft nach wie vor die dominierende Flächennutzungsart in Deutschland und ein zentraler Bestandteil der Landnutzung.

Verteilung der Stromerzeugung in Deutschland

Schauen wir uns nun an wie der Strom in Deutschland erzeugt wird, also auf welche Erzeugungsart welcher Anteil an der Stromerzeugung fällt. Der Einfachheit halber als Tabelle:

Stromerzeugung nach Energieträgern (2024)

EnergieträgerErzeugung (TWh)Anteil an der Gesamterzeugung
Windenergie (Onshore)111,9 TWh25,9 %
Windenergie (Offshore)25,7 TWh5,9 %
Photovoltaik72,2 TWh16,7 %
Biomasse36,0 TWh8,3 %
Wasserkraft21,7 TWh5,0 %
Braunkohle71,1 TWh16,4 %
Steinkohle24,2 TWh5,6 %
Erdgas56,9 TWh13,1 %

Derzeit wird in Deutschland auf 0,5% der verfügbaren Fläche des Landes mit Windkraft bereits aufgerundet 26 % des Stroms erzeugt!! Rechnet man Offshore-Anlagen dazu, erzeugen wir mit Windenergie bereits fast 32 Prozent des Stromes. Und rechnen wir die Photovoltaik als weitere wesentliche erneuerbare Energiequelle dazu, dann sind wir bei 48,5 Prozent. Rechnen wir die Wasserkraft auch dazu, dann hat Deutschland im Jahr 2024 bereits 53,5 Prozent seines Stroms durch erneuerbare Energiequellen erzeugt. Und wenn wir dann auch noch Biomasse als immer wieder nachwachsenden Energie-Rohstoff einberechnen, kommen wir auf 61,8 Prozent!

Schauen wir auf die Bauzeiten pro 10 Gigawatt Stromerzeugung

Hier sind die reinen Bauzeiten für den Aufbau von 10 Gigawatt (GW) Stromerzeugungsleistung, aufgeschlüsselt nach Energieerzeugungsart. Den bürokratischen Vorlauf habe ich außen vor gelassen:

  • Solarenergie (Photovoltaik)6 bis 12 Monate
    Der Bau von Solaranlagen ist am schnellsten, da die Technologie modular ist und sich schnell installieren lässt.
  • Onshore-Windkraft1 bis 2 Jahre
    Der reine Bau der Windkraftanlagen an Land dauert relativ kurz, insbesondere bei gut zugänglichen Standorten.
  • Offshore-Windkraft2 bis 3 Jahre
    Offshore-Anlagen benötigen mehr Zeit aufgrund der komplexeren Bauarbeiten im Meer, wie Verankerung und Netzanschluss.
  • Gaskraftwerke2 bis 3 Jahre
    Der Bau eines modernen Gaskraftwerks ist technisch weniger aufwendig und daher schneller realisierbar.
  • Biomasseanlagen2 bis 3 Jahre
    Der Bau von Biomassekraftwerken variiert je nach Größe, ist aber in der Regel schneller als bei fossilen Kraftwerken oder Atomkraftwerken.
  • Kohlekraftwerke3 bis 4 Jahre
    Der Bau eines Kohlekraftwerks ist umfangreicher und benötigt mehr Zeit für die Konstruktion der Anlagen.
  • Atomkraftwerke5 bis 7 Jahre
    Atomkraftwerke haben die längste Bauzeit, da die Konstruktion hochkomplex ist und hohe Sicherheitsstandards eingehalten werden müssen.

Die Bauzeit hängt natürlich auch von Standortbedingungen, technischer Ausstattung und der Verfügbarkeit von Ressourcen ab. Und dann schauen wir uns hier auch noch die Baukosten für 10 Gigawatt Stromerzeugungsleistung an:

Baukosten für 10 GW Stromerzeugung

EnergiequelleKosten pro GWGesamtkosten für 10 GWAnmerkungen
Photovoltaik0,9–1,5 Mrd. €9–15 Mrd. €Sehr kosteneffizient, abhängig von Standort und Größe der Anlagen 3 33 .
Onshore-Windkraft1,2–2 Mrd. €12–20 Mrd. €Günstig, aber abhängig von Windbedingungen und Infrastruktur 8 29 .
Offshore-Windkraft2,2–3,4 Mrd. €22–34 Mrd. €Höhere Kosten durch komplexe Bauarbeiten im Meer 23 .
Gaskraftwerke1,5–2 Mrd. €15–20 Mrd. €Kosten für moderne wasserstofffähige Anlagen 9 14 .
Kohlekraftwerke~2 Mrd. €~20 Mrd. €Neubauten sind selten und politisch umstritten 15 .
Biomasseanlagen~2,5 Mrd. €~25 Mrd. €Variiert je nach Technologie und Standort 7 17 .
Kernkraftwerke6–12 Mrd. €60–120 Mrd. €Sehr teuer und langwierig, abhängig von Technologie und Standort 6 10 16 .

Aber China baut auch AKW

Darf ich zum Schluss noch ein Lieblingsargument der Energiewende-Hasser und Atomkraftwerk-Fan-Lobby betrachten?! Die schreien ja so gerne „Aber China baut ja auch Atomkraftwerke!“ Dabei wird dann einfach mal ignoriert, was China im Bereich Windenergie und Photovoltaik tut. Schauen wir uns das Ganze an.

Ganz Unrecht haben diese Schreihälse nicht, aber sie verschweigen die Hälfte der Wahrheit. Denn China verfolgt eine Doppelstrategie im Energiesektor, die sowohl den sehr massiven Ausbau erneuerbarer Energien als auch den Ausbau der Atomkraft umfasst, um seinen wachsenden Energiebedarf zu decken und die Klimaziele zu erreichen. Im Bereich der erneuerbaren Energien hat China bis Ende 2024 eine beeindruckende Kapazität von 1.200 Gigawatt (GW) an Wind- und Solarenergie aufgebaut, was etwa 37 % der gesamten Stromkapazität des Landes ausmacht. Jährlich kommen über 300 GW hinzu, wobei große Projekte in Wüstenregionen wie der Gobi-Wüste eine zentrale Rolle spielen.

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Ziel ist es, bis 2030 über 1.600 GW an Wind- und Solarenergie zu installieren, um den Anteil erneuerbarer Energien im Strommix deutlich zu erhöhen. China investiert also massiv in erneuerbare Energien. Und warum? Weil es sehr günstig ist, superschnell umsetzbar ist und funktioniert! Und weil die Stromerzeugung eben CO2-neutral ist!

Parallel dazu setzt China auf die Atomkraft als stabile Energiequelle. Derzeit sind 58 GW an Atomkraftwerken in Betrieb, und 29 Reaktoren befinden sich im Bau. Bis 2030 plant das Land, die Kapazität auf 130 GW zu steigern, mit insgesamt 110 Reaktoren. Dabei investiert China auch in innovative Technologien wie gasgekühlte Hochtemperaturreaktoren und Small Modular Reactors (SMR), um Effizienz und Sicherheit zu erhöhen. Der Anteil der Kernenergie am Strommix liegt derzeit bei etwa 5 %, soll jedoch ebenfalls wachsen.

Nichts desto trotz: China baut die erneuerbaren Energien massiv aus und setzt parallel noch auf Atomkraft, um aus der Stromerzeugung aus Kohle auszusteigen und damit ebenfalls CO2-Emissionen zu reduzieren. Denn das Land hat sich bis spätestens zum Jahr 2060 das Ziel gesetzt, klimaneutral zu sein.

Vergleich

KategorieErneuerbare EnergienAtomkraft
Installierte Kapazität1.200 GW bis Ende 202458 GW aktuell, Ziel: 130 GW bis 2030
Anteil am Strommix~30 %~5 %
AusbaugeschwindigkeitSehr hoch, jährlicher Zubau >300 GWLangsam aufgrund langer Bauzeiten
KostenDeutlich günstiger als AtomkraftHohe Investitionskosten
Stabilität der VersorgungSchwankend, abhängig von WetterbedingungenSehr stabil durch konstanten Betrieb

Fazit:

Das Fazit zum Thema der Hetze der AfD gegen Windkraftanlagen, insbesondere unter dem Vorwand des „Flächenfraßes“, ist klar: Die Argumentation der AfD entbehrt jeglicher sachlichen Grundlage und dient primär dazu, Stimmung gegen die Energiewende zu machen.

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Aktuell beanspruchen Windkraftanlagen gerade einmal 0,5 % der gesamten Landesfläche Deutschlands, und selbst bei einer Vervierfachung auf 2 % bleibt der Flächenverbrauch im Vergleich zu anderen Nutzungsarten wie Landwirtschaft (50 % der Landesfläche) oder Siedlungs- und Verkehrsflächen (über 14 %) verschwindend gering. Zudem sind Windkraftanlagen in ihrer Flächennutzung äußerst effizient, da die umgebenden Flächen weiterhin landwirtschaftlich oder anderweitig genutzt werden können. Im Gegensatz dazu sind die Flächen für Straßen, Gebäude oder Industrie dauerhaft versiegelt und nicht mehr nutzbar.

Hinzu kommt, dass Windenergie bereits heute einen erheblichen Beitrag zur Stromerzeugung leistet: Mit rund 32 % des Strommixes (Onshore und Offshore) ist sie eine tragende Säule der Energiewende. Zusammen mit anderen erneuerbaren Energien wie Photovoltaik und Biomasse deckt sie über 60 % des deutschen Strombedarfs. Der Ausbau von Windkraft ist somit nicht nur notwendig, um die Klimaziele zu erreichen, sondern auch ein zentraler Bestandteil einer nachhaltigen Energieversorgung.

Die Hetze der AfD ignoriert diese Fakten bewusst und instrumentalisiert den Begriff „Flächenfraß“, um Ängste zu schüren und die Akzeptanz für erneuerbare Energien zu untergraben. Dabei wird übersehen, dass der Ausbau von Windkraftanlagen nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch ökonomisch vorteilhaft ist: Er schafft Arbeitsplätze, reduziert CO₂-Emissionen und macht Deutschland unabhängiger von fossilen Energieimporten.

Abschließend lässt sich sagen: Die Argumente der AfD gegen Windkraft basieren nicht auf Fakten, sondern auf ideologischen Motiven. Der Ausbau erneuerbarer Energien ist unverzichtbar für den Klimaschutz und eine nachhaltige Zukunft – und das bei einem vergleichsweise geringen Flächenverbrauch. Es gilt daher, sachlich fundierte Informationen in den Vordergrund zu stellen und populistischer Hetze entschieden entgegenzutreten.

Quellen:

https://www.klimareporter.de/technik/eine-million-fussballfelder-fuer-die-windkraft

https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/wind-an-land-gesetz-2052764

https://www.bundestag.de/resource/blob/947270/f9ce85f932202d953500fa8c0a298158/WD-8-019-23-pdf.pdf

https://www.enercity.de/magazin/unsere-welt/flaechenbedarf-windkraftanlage

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/10/PD24_403_412.html

https://www.naturschutz-energiewende.de/wortmeldung/wortmeldung-zum-flaechenbedarf-der-windenergie/

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