Strommix in Deutschland – Erneuerbare auf dem Vormarsch
Die Energielandschaft in Deutschland befindet sich in einem bedeutenden Wandel hin zu erneuerbaren Quellen. Aktuelle Daten, betrachtet über die Jahre 2015 bis heute, zeigen eine signifikante Zunahme der Stromproduktion aus erneuerbarer Energien. Schauen wir uns mal ein paar Daten und Fakten an. Und ganz am Schluss schauen wir uns an, wie einfach die typischen Dummschwätzer zu entlarven sind, die sich mit durchschaubar falschen Argumenten gegen die Energiewende zu stemmen versuchen.
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Strommix – Aktueller Stand der Erneuerbaren Energien
- Im Jahr 2023 erreichte Deutschland einen Rekordwert bei der Stromproduktion aus erneuerbarer Energien, wobei fast 60% des Stroms nachhaltig und ohne Einsatz fossiler Primärenergie erzeugt wurden.
- Der Anteil fossiler Brennstoffe am Strommix in der Erzeugung ist deutlich gesunken und ging zurück auf Niveaus vergleichbar mit den 1960er Jahren.
- Gegenwärtig stammt über die Hälfte der täglichen Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen, wobei Wind- und Solarenergie die entscheidende Rolle spielen.
Saisonale Schwankungen im Strommix der Energieproduktion
Die Zusammensetzung des Strommixes, also die Kombination verschiedener Energiequellen zur Stromerzeugung und Deckung des Energiebedarfs, unterliegt täglichen und saisonalen Schwankungen, die hauptsächlich durch wechselnde Wetterbedingungen und saisonale Einflüsse bedingt sind. In den Sommermonaten, wenn die Sonneneinstrahlung intensiver ist und die Tage länger sind, spielt Solarenergie selbstverständlich eine dominantere Rolle im Energiemix. Photovoltaikanlagen können in dieser Zeit deutlich mehr Strom erzeugen und somit einen größeren Beitrag zur Energieversorgung leisten.
Im Gegensatz dazu nimmt im Winter die Windenergie eine vorherrschende Position im Strommix ein. Dies liegt daran, dass in vielen Regionen die Windgeschwindigkeiten in den Wintermonaten höher sind, was zu einer gesteigerten Energieproduktion durch Windkraftanlagen führt. Diese saisonalen Unterschiede sind entscheidend für die Planung und das Management des Energieversorgungsnetzes, um eine konstante und zuverlässige Energieversorgung sicherzustellen.
Strommix bei Ex- und Import
Im Jahr 2023 verzeichnete Deutschland im Stromhandel einen bemerkenswerten Wandel zu einem Nettoimporteur von Elektrizität. Mit einem Importüberschuss von etwa 11,7 Terawattstunden (TWh) wurde mehr Strom eingeführt, als exportiert. Wie von Energiewende-Gegnern und Klimawandel-Leugnern immer wieder gerne behaupt, hat das aber nichts mit der Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschland zu tun.
Dieser Umstand wurde hauptsächlich durch die attraktiven, niedrigen Strompreise der angrenzenden Länder während der Sommermonate verursacht, welche die Einfuhr günstig machten. Besonders intensiv gestaltete sich der Strombezug aus den skandinavischen Ländern, wobei Deutschland allein aus Dänemark beträchtliche 10,7 TWh bezog. Ebenso trugen Norwegen mit 4,6 TWh und Schweden mit 2,9 TWh substantiell zu den deutschen Stromimporten bei. Dänemark und Norwegen betreiben gar keine, Schweden betreibt drei Atomkraftwerke.
Trotz des Nettoimportstatus blieb Deutschland auch ein Stromlieferant für seine Nachbarn, indem es insbesondere Österreich mit 5,8 TWh und Luxemburg mit 3,6 TWh belieferte. Diese Zahlen verdeutlichen die dynamische Natur des europäischen Strommarktes und Deutschlands Rolle in diesem komplexen Energiehandelsnetzwerk. Und diese Dynamik besteht schon lange und hat abermals mit den dynamischen Preisen an den Strommärkten zu tun und nichts mit dem Atomausstieg oder dem Betrieb konventioneller Kraftwerke.
Im Jahr 2022, dem Jahr in dem der Ukraine-Krieg begann, verzeichnete der Strommarkt aufgrund hoher Börsenstrompreise eine anhaltend starke Produktivität. Energieerzeuger waren dadurch motiviert, ihre Kapazitäten voll auszunutzen. Dieser Anstieg der Produktion, angetrieben durch hohe Marktpreise, führte dazu, dass auch in Deutschland deutlich mehr Strom erzeugt wurde, als im Inland verbraucht werden konnte. Insgesamt exportierte Deutschland im Jahr 2022 elektrische Energie im Umfang von 27 Terawattstunden (TWh) mehr, als es selbst aus dem Ausland importierte. Das zeigt sich auch in der obigen Grafik.
Es wird deutlich, dass der Export und Import von Strom vor allem preisgetrieben ist. Die Preisentwicklungen auf den Energiemärkten beeinflussen nicht nur die lokale Produktion und den Verbrauch, sondern prägen vor allem die Handelsdynamik zwischen Ländern. Der signifikante Exportüberschuss im Jahr 2022 und der Verlauf, den die Grafik seit 2015 zeigt, unterstreicht die Rolle Deutschlands als Nettoexporteur von Strom. Die Stromnetze europaweit sind vernetzt, sodass Überschusskapazitäten effizient in andere Märkte geleitet werden können. Auch das beeinflusst den Strommix.
Strommix in Deutschland bei den Erneuerbaren
Im Jahr 2023 verzeichneten der Strommix bei den erneuerbare Energien, insbesondere Solar- und Windenergie, eine signifikante Steigerung in der Stromerzeugung. Photovoltaikanlagen erzeugten 59,9 TWh Strom, wovon 53,5 TWh ins öffentliche Netz eingespeist wurden. Die installierte PV-Leistung erreichte 80,7 GW mit einem Zubau von 13,2 GW. Die maximale Solarleistung von 40,1 GW am 7. Juni 2023 deckte zeitweise 68% der Stromerzeugung.
Windkraftwerke produzierten 139,8 TWh Strom, ein Anstieg um 14,1% im Vergleich zu 2022. Windenergie war die führende Energiequelle, gefolgt von anderen Quellen wie Braunkohle und Erdgas. Die installierte Leistung von Wind onshore betrug 60,5 GW und von Wind offshore 8,4 GW.
Wasserkraft erzeugte 19,5 TWh und Biomasse 42,3 TWh. Insgesamt produzierten erneuerbare Energien (Solar, Wind, Wasser, Biomasse) 260 TWh im Jahr 2023, ein Anstieg um 7,2% im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil erneuerbarer Energien am öffentlichen Stromnetz lag bei 56,9%.
Die gesamte Nettostromerzeugung umfasst auch den solaren Selbstverbrauch und die Eigenerzeugung von Industrie- und Gewerbebetrieben hauptsächlich mit Gas. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Gesamtnettostromerzeugung stieg auf ca. 54,9% gegenüber 45,5% in 2022.
Dummschwätzer entlarven
Natürlich gibt es nach wie vor vor allem in bestimmten, blaufarbigen politischen Lagern Energiewende-Gegner und Klimawandel-Leugner, die predigen, dass der Atomausstieg und der Wechsel hin zur erneuerbaren Stromerzeugung uns in die Steinzeit zurück versetzen, die Wirtschaft und uns als Industriestandort schwächen oder Blackouts drohen und so weiter und so fort. Diese politischen Kräfte schneiden sich quasi mit dem Skalpell bestimmte Daten und Fakten aus einer größeren Datenmenge heraus, um damit dann den Unsinn, den sie behaupten, zu stützen.
Beim Export-Import-Vergleich wird dann beispielsweise das Jahr 2023 isoliert betrachtet. Der hohe Stromimport wird dabei nicht auf die Preisdynamik bezogen, sondern damit begründet "das die Grünen die Atomkraftwerke abgeschaltet haben". Die Grünen? Am 6. Juni 2011 beschloss das Kabinett Merkel II - eine Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP - das Aus für acht Kernkraftwerke und einen stufenweisen Atomausstieg bis 2022. Aber selbst ein Markus Söder von der CSU hat in Sachen Atomausstieg mittlerweile ja Gedächtnislücken.
Vor allem aber werden die Jahre davor einfach ausgeblendet, in denen Deutschland deutlich mehr Strom exportiert als importiert hat. Es wird selektiv nur das betrachtet, was der eigenen Argumentation nutzt, aber das gesamte Bild, die gesamte Datenlage wird ausgeblendet, verschwiegen oder nötigenfalls geleugnet.
Kommen wir zu einem weiteren Beispiel dieser manipulativen "selektiven Argumentation". Nehmen wir den gerade vergangenen Februar 2024. Im letzten Monat hat Deutschland 39,1 Terawattstunden Strom selbst produziert und dann noch 0,15 TWh importiert. Diese 0,15 TWh an importiertem Strom wurde vor allem aus Frankreich, Dänemark, Norwegen und Schweden bezogen. Mit 0,09 TWh kamen 60 Prozent dieses Importstroms aus erneuerbaren Stromquellen. Der Rest verteilt sich auf 26,7 Prozent Strom aus Atomkraftwerken und dann noch 13,3 Prozent aus fossilen Stromquellen.
Der typische Energiewende-Gegner und Klimawandel-Leugner greift sich jetzt sozusagen chirurgisch eine einzelne Zahl aus diesen Daten heraus und strikt daraus die folgende Aussage: "Über 26 Prozent Strom mussten wir im Februar als Atomstrom aus dem Ausland importieren!" Und damit hat er dann im Bullshit-Bingo den Hauptpreis gewonnen. Denn nicht nur unterschlägt er, das beim importierten Strom 60% aus erneuerbaren Quellen stammt. Er ignoriert vor allem eines: Deutschland hat im Februar 99,6 Prozent des Verbrauchten Stromes selbst produziert und nur 0,4 Prozent Strom importiert. Und von diesen 0,4 Prozent Importstrom entfielen 60 % auf Strom aus erneuerbaren Quellen und 26 Auf Strom aus atomarer Erzeugung.
Fazit:
Im Jahr 2023 deckten erneuerbare Energien erstmals über die Hälfte des Stromverbrauchs in Deutschland ab, mit einem Anteil von knapp 52 Prozent am Bruttostromverbrauch. Die öffentliche Nettostromerzeugung erreichte einen Rekordanteil erneuerbarer Energien von 59,7 Prozent. Dies zeigt einen bedeutenden Fortschritt in Richtung einer nachhaltigen Energieversorgung und verdeutlicht die positive Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber wir müssen auf diesem noch besser und schneller voran kommen.