Berliner Förderung für Balkonkraftwerke – Lichtblick oder ein Flop?
Sind die Berliner Balkonkraftwerk- und Photovoltaik-Muffel? Wie die Berliner Zeitung berichtet, wird ein Solar-Förderprogramm der Bundeshauptstadt nicht so gut angenommen, wie vom Senat der Stadt erhofft. Berlin setzt seit einigen Jahren verstärkt auf erneuerbare Energien und hat mit dem Förderprogramm „Solarplus“ einen weiteren Schritt in diese Richtung gemacht. Dabei werden explizit auch Balkonkraftwerke gefördert. Doch es scheint, als ob die Begeisterung für diese Fördermittel nicht so groß ist, wie erwartet. Schauen wir uns genauer an, was in der Hauptstadt vor sich geht.
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Der Masterplan Solarcity
Bereits im März 2020 hat der Berliner Senat den sogenannten Masterplan Solarcity ins Leben gerufen, um den Photovoltaik-Ausbau in der Hauptstadt zu beschleunigen. Das Ziel ist ehrgeizig: Mindestens 25 Prozent des Bruttostromverbrauchs sollen möglichst bald durch Solarstrom gedeckt werden. Dies bedeutet, dass nicht nur Dächer und Fassaden von Wohnhäusern für Photovoltaikanlagen genutzt werden sollen, sondern auch sogenannte Balkonkraftwerke, die auch als Stecksolargeräte beteichnet werden, finanziell gefördert werden.
Die Erweiterung des Förderangebotes „Solarplus“ auch für Balkonkraftwerke
Das Förderprogramm „Solarplus“ hat der Senat deshalb bereits zweimal in diesem Jahr erweitert und aufgestockt, jüngst erst Anfang Oktober. Zu beginn waren nur Mieter von Wohnungen antragsberechtigt. Seit Juli dürfen auch Mieter von Häusern und seit Oktober endlich auch Eigentümer von Wohneigentum aber auch Kleingartenparzellen eine Förderung beantragen. Das Förderprogramm umfasst insgesamt fünf verschiedene Module von A bis E. Es steht eine Gesamtfördersumme von 21,2 Millionen Euro im Fördertopf zur Verfügung. Die Stecksolargeräte bilden dabei das „Modul E“ und dafür können aus dem Fördertopf sieben Millionen Euro abgerufen werden.
Wollen die Berliner nicht? Die Erwartungen und die Realität
Noch im Juni dieses Jahres sprach die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey von einem „Run“ auf die Solarplus-Fördermittel. Dabei wurde betont, dass rund 71.000 Parzellen in Berlin für die Förderung infrage kommen. Mit Parzellen sind wohl die Kleingartenparzellen gemeint. Doch wenn man sich die aktuellen Zahlen anschaut, darf man nicht wirklich von einem Ansturm sprechen. Seit dem Start des Programms im Februar 2023 wurden bis Mitte Oktober nur 5211 Anträge für das Modul E, also für Balkonkraftwerke eingereicht. Selbst nach der jüngsten Erweiterung sind lediglich 1824 hinzugekommen. Sind die Berliner „Solar-Muffel“. Ursachenforschung in Sachen der Zurückhaltung scheint der Berliner Senat nicht zu betreiben.
Nicht einmal die Hälfte der Fördermittel abgerufen
Die Informationen über die Zahl der Anträge stammen von der landeseigenen Investitionsbank IBB, bei der die Bürger die Förderanträge digital einreichen können. Obwohl bisher 3207 Anträge bewilligt wurden und weitere in Bearbeitung sind, seit noch nicht einmal die Hälfte der maximalen Fördermittelkapazität abgerufen worden. Bedenkt man, wie rasend schnell das „Wissing-Geld“ weg war, fragt man sich, ob die Berliner eventuel Solar-Muffel sind.
Laut Matthias Kuder, dem Pressesprecher der Senatsverwaltung, plant die Stadt bereits, die Fördersumme für das gesamte „Solarplus“-Programm aufzustocken. Im Entwurf für den nächsten Doppelhaushalt 2024/25 sind dafür 28,5 Millionen Euro vorgesehen.
Fazit – Ein Weckruf für Berliner
Es scheint, als ob die Balkonkraftwerke bei den Bürgern der Bundeshauptstadt noch nicht die erwartete Begeisterung hervorrufen. Trotz des Ausbaus des Förderprogramms und der hohen Bewilligungsquote bleibt ein Großteil der Fördermittel bislang ungenutzt. Dies wirft Fragen auf, woran das liegen könnte. Sind es mangelnden Information zu den Antragsverfahren? Oder andere, schwer erfassbare Ursachen.
Für Berlin und vor allem seine Bürger ist die aktuelle Entwicklung ein Weckruf. Die erneuerbare Energie ist ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, und es wäre schade, diese Gelegenheit der Förderung von Photovoltaikanlagen und eben auch von Balkonkraftwerken in der Hauptstadt ungenutzt verstreichen zu lassen.
Es bleibt zu hoffen, dass die zusätzlichen Mittel im kommenden Haushalt dazu beitragen werden, mehr Berliner dazu zu ermutigen, sich für grüne Energiequellen zu entscheiden und die Vision des Masterplans Solarcity Realität werden zu lassen. Balkonkraftwerke sind so schnell und einfach zu installieren und in Betrieb zu nehmen, dass man sich wundert, dass die Förderung so liegen gelassen wird.