Deye Mikrowechselrichter ohne Relais müssen vom Netz
Deye Mikrowechselrichter ohne Relais müssen vom Netz. Das zumindest sagt im Prinzip die Bundesnetzagentur. Ich habe bei der Bundesnetzagentur und dort konkret bei der Pressestelle angefragt, welche Konsequenzen das fehlende NA-Schutz-Relais bei den Deye Mikrowechselrichtern für die Besitzer von Balkonkraftwerken mit den betroffenen Geräten hat. Schauen wir uns zunächst die original Antwort an, die sehr zügig kam, und interpretieren diese dann.
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Sehr geehrter Herr Lerg,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Meine Nachfrage hat Folgendes ergeben:
Die Bundesnetzagentur kann mit Stand vom 11. Juli 2023 bestätigen, dass dem Markt entnommenen Geräten ein Relais fehlt. Seit 11. Juli 2023 liegen der Bundesnetzagentur entsprechende Hinweise zu Produkten der Firma Ningbo Deye Inverter Technology Co., Ltd vor. Der Hersteller hat gegenüber der Bundesnetzagentur Abhilfemaßnahmen vorgeschlagen, die geprüft werden.
Am Freitag, 14 Juli 2023, wurde der Hersteller von der Bundesnetzagentur u. a. aufgefordert die Endkunden der betroffenen Geräte über den Sachverhalt und über die vorübergehende Trennung vom Netz für bereits installierte Geräte unverzüglich informieren (z. B. durch Presseaufruf, Internetseite, Information an alle Händler).
Freundliche Grüße
Im AuftragMichael Reifenberg
Michael Reifenberg, Pressestelle, Bundesnetzagentur
Ein brisanter Satz hat es in sich
In dieser kurzen aber durchaus inhaltsvollen Antwort steckt ein Satz, der es definitiv in sich hast: „Am Freitag, 14 Juli 2023, wurde der Hersteller von der Bundesnetzagentur u. a. aufgefordert die Endkunden der betroffenen Geräte über den Sachverhalt und über die vorübergehende Trennung vom Netz für bereits installierte Geräte unverzüglich informieren…“ Die Bundesnetzagentur hat den Hersteller, gemeint ist Deye, darüber informiert, dass er die Endkunden der betroffenen Geräte „über die vorübergehende Trennung vom Netz“ unverzüglich informieren muss. Die Bundesnetzagentur fordert damit also im Prinzip nichts anderes, als die Abschaltung der Norm-widrigen Deye Mikrowechselrichter, bis diese (deshalb wohl „vorübergehend“ und nicht „endgültig“) mit einem Relais nach VDE-Norm 4105 nachgerüstet wurden.
Wie umsetzen? Und wie kontrollieren?
Theoretisch kann nicht wirklich etwas passieren, weil das Relais nur ein zusätzlicher, redundanter Schutz zu der ebenfalls vorgeschriebenen und vorhandenen elektronischen NA-Schutz-Schsaltung ist. Doch man kann diese Mitteilung der Bundesnetzagentur eigentlich nur so auslegen, dass die betroffenen Deye Microwechselrichter bis zu endgültigen Klärung des Problems vom Netz genommen werden sollen. Und die Bundesnetzagentur hat Deye im Prinzip in die Pflicht genommen, das zu kommunizieren.
Das bringt uns zur Frage, wie diese Abschaltung der betroffenen Deye Wechselrichter kommuniziert und umgesetzt werden soll. Die Bundesnetzagentur schlägt in der oben zitierten Antwort „z. B. durch Presseaufruf, Internetseite, Information an alle Händler“ vor. Immerhin könnte Deye die Geräte, die mit der Deye-Cloud (noch) verbunden sind, eventuell aus der Ferne abschalten. Aber damit wären sie über Kabel noch immer mit den Solarmodulen und dem Hausanschluss verbunden. Deye Mikrowechselrichter haben ja WLAN an Bord und können darüber mit der Cloud und App des Herstellers verbunden werden. Damit besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit des Fernzugriffes,
Aber noch schwerer zu beantworten ist die Frage, wie man kontrollieren wollte, dass diese Deye Mikrowechselrichter ohne das Relais tatsächlich wirksam abgeschaltet sind. Das ist im Prinzip unmöglich. Niemand kann bei jedem Eigentümer vorbeischauen und genau das prüfen. Zudem es für diese Prüfung und den nötigen Zugang zu privaten Räumen wohl auch keine rechtliche Handhaber gäbe.
Deye Mikrowechselrichter vom Netz nehmen ist unrealistisch
Sind wir mal ehrlich, diese Forderung nach einer vorübergehenden Trennung vom Netz darf man als nicht durchsetzbar betrachten. Hätte ich ein Balkonkraftwerk mit einem Deye Mikrowechselrichter, ich würde diesen nicht außer Betrieb nehmen, bis Deye ein externe Relais geliefert oder das Problem anderweitig gelöst hat. Und viele Nutzer werden nur all zu gut wissen, wie man so einen Deye Mikrowechselrichter aus der Cloud kappt und „offline“ weiter betreibt, falls Deye die Fernabschaltung tatsächlich nutzen wollte. Außerdem wird kaum jemand die Häuser abklappern und nachschauen ob Deye Mikrowechselrichter vorhanden und entsprechend stillgelegt sind.
One Comment
Rolf Feldmeth
was soll eine Fernabschaltung durch Deye bewirken ohne NA-Relais? Der hängt dann nach wie vor am Netz und würde bei einem Fehler das Netz oder die Anlage beeinflussen können…
Wenn, dann muss der Wechselrichter per Stecker getrennt werden.