Balkonkraftwerk. (Foto: Pixabay)
Balkonkraftwerk

Kaufberatung für Balkonkraftwerke mit Checkliste

Das Thema Balkonkraftwerke boomt, im Handel herrscht dermaßen Goldgräberstimmung, dass diverse Discounter wie Lidl, Aldi und Netto, aber auch der bekannte Kaffeeröster Tchibo mittlerweile Balkonkraftwerke anbieten. Aber deren Offerten sind entweder viel zu teuer wie bei Tchibo oder nur auf den ersten Blick ein Schnäppchen, wie z.B. bei Lidl. Und nicht selten werden diese Balkonkraftwerk-Pakete mit irreführenden Aussagen und Werten angeboten. Diese Kaufberatung mit Checkliste soll Dir dabei helfen, ein wirklich gutes Balkonkraftwerk für einen angemessenen Preis zu bekommen.

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Balkonkraftwerke von Lidl sind eine intransparente Mogelpackung

Warum eine Kaufberatung für Balkonkraftwerke mit Checkliste? Warum nicht einfach zuschlagen und gut ist es? Nehmen wir das Beispiel Lidl. Die Produktbezeichnung „PBKW 300 A1 Smart“ lässt auf ein System mit 300 Watt Leistung spekulieren. Aber im Prospekt und auch online findet man, wenn man weiter liest, die Info, dass der Wechselrichter zwar 300 Watt Leistung schafft, aber nur ein Modul mit 150 WattPeak zum Lieferumfang gehört. WattPeak bedeutet, dass das Modul nur unter absolut idealen Bedingungen auf diese 150 Watt Leistung kommt und im Durchschnitt weniger liefert.

Um die 300 Watt des Wechselrichters auszureizen, müsste man ein zweites Modul kaufen. Und nimmt man das gleiche 150-Watt-Modul wird man auch mit beiden nur extrem selten die 300 Watt erreichen, denn wie gesagt WattPeak ist nicht die Dauerleistung. Wollte man also mit Lidl-Komponenten der in Deutschland aktuell zulässigen 600 Watt ausnutzen, müsste man zwei Startersets und dazu nochmal zwei Module einzeln kaufen. Damit wäre man irgendwo jenseits der 500 Euro. Und wie schon erklärt, bliebe man mit dem Paket dennoch immer unter 600 Watt, denn vier Module mit 150 WattPeak liefern nicht dauerhaft 600 Watt sondern eben weniger.

Der Deal bei Lidl ist also kein Deal. Doch das ist nicht das einzige Problem mit diesem Angebot. Lidl liefert zu seinen Komponenten außer ein paar wenigen Leistungsdaten keinerlei technische und herstellerspezifischen Angaben. Kein Produktdatenblatt zum Download, keine Zertifikate. Du erfährst nicht, von wem der Mikrowechsel-Wechselrichter ist, auf den Lidl den Aufkleber seiner Hausmarke „Parkside“ drauf pappt. Keine Konformitätserklärung in Sachen VDE-Norm, NA-Abschaltung und so weiter. Und dann liegt eine Wielandsteckdose bei und das Anschlusskabel hat einen Wielandstecker. Damit ist das Thema „selbst aufbauen und anschließen“ auch erledigt, denn die Wielandsteckdose darf nur ein zertifizierter Elektriker an dein Stromnetz anschließen. Und ob Du eine Schukosteckdose auf dem Balkon gegen die Wielandsteckdose tauschen darfst, muss eventuell dein Vermieter entscheiden. Auch mit den anderen Discounter-Angeboten gibt es ähnliche Schwierigkeiten.

Kaufberatung für Balkonkraftwerke mit Checkliste

Und genau deshalb hier der Kaufberater für Balkonkraftwerke für dich. Und zwar inklusive einer Checkliste zum Ausdrucken und mitnehmen. Fangen wir mit dem Mikrowechselrichter an.

1. Der Mikrowechselrichter

Der Mikrowechselrichter darf aktuell in Deutschland 600 Watt an dein Stromnetz abgeben. Aber die Anhebung auf 800 Watt werden kommen. Daher solltest Du heute nur noch einen 800 Watt-Wechselrichter kaufen. Gute Wechselrichter von gängigen Markenherstellern wie Hoymiles, Deye und anderen kann man über den WLAN/Funk-Zugang ja nicht nur datenmäßig auslesen sondern auch konfigurieren. So könntest Du die Leistung eines 800er Wechselrichters beispielsweise von Hoymiles auf 600 Watt drosseln, bis die 800 Wattgrenze offiziell kommt.

An diesem Holmes HM600 braucht man die Leistung natürlich nicht zu reduzieren. Wäre es ein HM800 kann man hier die Leistung begrenzen. (Foto: Andreas Lerg)
An diesem Holmes HM600 braucht man die Leistung natürlich nicht zu reduzieren. Wäre es ein HM800 kann man hier die Leistung begrenzen. (Foto: Andreas Lerg)

Der Mikrowechselrichter muss verschiedene Normen erfüllen. Die wichtigste ist die VDE-AR-N 4105:2018-11, herausgegeben vom VDE. Diese Norm besagt, dass der Wechselrichter über einen normgerechten NA-Schutz verfügen muss. Das bedeutet, das der Wechselrichter binnen Millisekunden „freischalten“ (abschalten) muss, wenn im Netz ein Problem auftritt. Also beispielsweise wenn der Wechselrichter vom Stromnetz getrennt wird oder der Strom ausfällt. Dann muss er in Sekundenbruchteilen abschalten und damit die Lieferung der Wechselspannung ins Stromnetz stoppen.

Damit ein Wechselrichter voll ausgenutzt wird, Du also die die bislang erlaubten 600 Watt oder bald 800 Watt in dein Stromnetz einspeisen kannst, muss auf der „Lieferseite“ des Wechselrichters, also auf der Anschlusseite der Module natürlich auch diese Leistung anliegen. Und damit kommen wir zu der Wahl der richtigen Fotovoltaik-Module für dein Balkonkraftwerk.

Die richtigen Fotovoltaik-Module für Balkonkraftwerke

Wie du oben am Beispiel des mangelhaft zusammengestellten Lidl-Balkonkraftwerkes gelesen hast, erreicht dieses quasi nie die volle Leistung, die der Wechselrichter abgeben kann. Gehen wir von einem 600-Watt-Wechselrichter aus. Wenn Du an den zwei Module mit 300 WattPeak dran hängst, die realistisch an guten Tagen vielleicht auf 280 Watt kommen, dann kommst Du nie auf die 600 Watt oder höchsten an Tagen mit absolut idealen Bedinungen und dann auch nur für kurze Momente. Also was tun? Ganz einfach, Du solltest Deinen Wechselrichter mit circa 20 Prozent überbelegen. Kaufe also zwei Module mit 350 oder 375 WattPeak. Die werden auch an durchschnittlichen Tagen zusammen immer Über 600 Watt Eingangsleistung an den Wechselrichter liefern. Der regelt dass dann auf 600 Watt Ausgangsleistung herunter. So nutzt Du die Kapazität maximal aus.

Hier ein 430-WattPeak-Modul von TrinaSolar (Foto: Trinasolar)
Hier ein 430-WattPeak-Modul von TrinaSolar (Foto: Trinasolar)

Die 800 Watt kommen und das sicher recht bald

Und bei den zukünftigen 800-Watt-Wechselrichtern gilt das gleiche! An den schließt Du zwei Module an, die MEHR als 400 WattPeak haben. Im Handel gibt es mittlerweile Module mit 425 oder 430 WattPeak. Davon zwei Stück. Oder aber Du kaufst sehr günstige Module mit 300 Watt, davon aber drei oder gar vier Stück und belegst Deinen Wechselrichter damit. Die höhere Eingangsleistung schaffen moderne Wechselrichter problemlos. Dritte Möglichkeit: Du kaufst einen Mikrowechselrichter mit 1200 oder 1500 Watt Ausgangsleitung, drosselst den auf die 800 Watt und hängst vier Module mit 400 bis425 Watt dann. Dann wirst Du auch an durchwachsenen Tagen immer 800 Watt Leistung ins Netz einspeisen oder dicht dran sein.

Ist ein bestimmter Hersteller der Module zu empfehlen? Im Prinzip sind die Fotovilatik-Module heutzutage fast alle vergleichbar. Die Anbieter haben die gängigen Hersteller von TrinaSolar, Qucells, AE Solar, Talesun, Jinko und anderen im Programm. Man kann sich da heute nicht mehr wirklich verkaufen, solange man sich keinen Noname-China-Kram von einem unseriösen Anbieter unterjubeln lässt. Und sogar die Dinger produzieren Strom.

Anschluss-Set/Zubehör für Balkonkraftwerke

Beim Anschluss-Set sollten auf der „Sonnenseite“ die üblichen MC4-Steckverbinder an den Solarmodulen und dem Wechselrichter vorhanden sein. Auf der Anschlussseite in Richtung Haus sind heute Betteri-Stecker am Wechselrichter üblich. Wenn Du ein fertiges Paket aus Modulen und Wechselrichter kaufst kannst Du oft die Kabellänger in bestimmten Abstufungen auswählen, um die Distanz vom Wechselrichter zum „Übergabepunkt“, also in der Regel einer Steckdose überbrücken zu können. Kannst Du nicht auswählen, prüfe vor dem Kauf, ob das beiliegende Kabel lang genug ist. An dessen einem Ende muss ein Betteri-Stecker fest verbaut seien damit das Kabel an den Wechselrichter angeschlossen werden kann.

Am anderen Ende reicht ein Schukostecker. Es wird zwar immer wieder behauptet, man MÜSSE einen Wielandstecker und eine Wielandsteckdose benutzen. Aber das technisch gibt es bei einer nach norm installierten Elektrik im Haus definitiv keinen Grund. Und es kommt auch keine „Solarpolizei“ die das prüft. Wenn Dein Vermietet auf dem Wielandsystem besteht, dann muss halt der entsprechende Stecker und die Steckdose verbaut werden. Ich hab mein Balkonkraftwerk garnicht an einer Steckdose, sondern von einem Elektriker in einer Abzweigdose fachmännisch aufklemmen lassen.

Zuletzt aktualisiert am Juli 24, 2023 um 5:52 pm . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

TIPP: Montagematerial separat kaufen

Gerne bieten Dir verschiedene Anbieter von Balkonkraftwerken auch gleich ein Montageset an. Di kannst wählen zwischen Balkonhalterun, Montageset für Flachdach oder Schrägdach. Leider sind diese Montagesets in den Paketen oft überteuert, denn damit wird gerne nochmal satt Gewinn gemacht. Ich habe mir für mein Balkonkraftwerk alle Montageteile auf dem freien Markt besorgt. Auch auf Amazon bekommst Du alles vom fertigen Balkongestell bis zu den Dachhaken für die Montage auf einem Ziegeldach. Selbe die Montageschienen habe ich dort gekauft. Der Kauf der einzelnen Komponenten war deutlich günstiger als das fertige Set vom Lieferant des Balkonkrfatwerkes.

Kein Kauf OHNE Datenblätter!

Oben bei dem Beispiel mit dem Lidl-Balkonkraftwerk hatte ich ja beschrieben, dass es da keinerlei Datenblätter und Zertifikate etc. zum herunterladen gibt. Kaufe KEINE Module und vor allem KEINEN Wechselrichter, für den Dir der Lieferant nicht die Datenblätter und Zertifikate zur Verfügung stellt!

Kaufberatung für Balkonkraftwerke mit Checkliste – hier die Checkliste

  • Wechselrichter:
  • Markengerät von etablierten Herstellern
  • 800 Watt Ausgangsleistung, möglichst drosselbar auf 600 Watt, solange in Deutschland noch die 600-Watt-Grenze gilt.
  • MC4-Stecker für den Anschluss der Module (DC-Seite)
  • Betteri-Stecker für die Wechselstromseite (AC-Seite)
  • Wechselrichter mit Funk-Anbindung für die Auswertung per App & Web, am besten per WLAN
  • Datenblatt mit Konformitätsbescheinigung in Sachen Normen, vor allem VDE-AR-N 4105
  • Fotovoltaik-Module:
  • Module mit soviel WattPeak, dass der Wechselrichter überbelegt wird. Wenn machbar mit 20 Prozent. Bei 600-Watt-Wechselrichter also zwei mal 350 bis 375 WattPeak. Bei 800-Watt-Wechselrichter mindestens zwei Mal 425 bis 430 WattPeak (stärkere Module gibt es bislang kaum)
  • Module mit Monokristallinen Zellen. Polykristallin gibt es am Markt kaum noch. Also lass Dir keine Altbestände von Poly-Modulen aufschwätzen.
  • Module mit Halbzellen-Technologie. Die haben eine höhere Effizienz.
  • Module mit mindestens 20 Jahren Garantie auf die lineare Nennleistung. Sprich nach 20 Jahren sollte das Modul noch mindestens 85 % seiner ursprünglichen Nennleistung bringen
  • Module mit MC4-Anschlusstecker
  • Module mit einem passenden Temperatur-Einsatzbereich, z.B. -40 bis 80 Grad. Im Sommer können die Module im Betrieb tatsächlich sehr heiß werden. Das müssen Sie aushalten
  • Zubehör und Montageset:
  • wenn auswählbar, kaufe Anschlusskabel in passender Länge und mit dem gewünschten Anschluss (Schuko-Stecker, Wieland, oder „ohne“ für die Abzweigdose). Bei den Modulen sollten Kabel mit MC4-Steckern fest dabei sein. Beim Wechselrichter MC4-Stecker auf der Modulseite und Betteri-Stecker auf der Wechselstromseite. Wenn der Wechselrichter nicht direkt am Modul verbaut wird, wirst Du MC4-Verlängerungskabel brauchen.
  • Das Montageset muss zu deiner Montageart passen. Willst Du alles im Paket kaufen, sollte der Anbieter die drei gängigen Montagearten „Balkon“ Flachdach“ und „Steildach“ zur Auswahl anbieten. Dazu gehören auch alle Schrauben, Muttern etc.

Kaufberatung für Balkonkraftwerke mit Checkliste: DOWNLOAD dieser Checkliste als PDF zum mitnehmen.

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