Mini-Windkraftanlagen im Privathaushalt – Lohnt sich das?
Balkonkraftwerke boomen. Sie bieten eine denkbar einfach Möglichkeit, selbst Solarstrom zu erzeugen, damit an der Energiewende teilzunehmen und auch Geld beim Strombezug aus dem öffentlichen Netz einzusparen. Deshalb klingt die Idee verlockend, auf ähnliche Art und Weise mit Mini-Windkraftanlagen auf dem eigenen Dach oder im Garten selbst Strom zu erzeugen. Doch wie sinnvoll ist diese Investition wirklich? Wie aufwändig ist das ganze? Und vor allem: Lohnt es sich? In diesem Artikel schauen wir uns die Vor- und Nachteile von Kleinwindkraftanlagen im Privathaushalt an.
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Mini-Windkraftanlagen habe nur eine begrenzte finanzielle Rentabilität
Die zentrale Frage, ob sich Mini-Windkraftanlagen finanziell lohnen, muss kritisch betrachtet werden. Die erzeugte Strommenge von Mikro-Windanlagen ist vergleichsweise klein, und der finanzielle Ertrag hängt extrem stark vom Aufstellort ab. Experten sind sich einig: Unter idealen Standortbedingungen mögen Kleinwindkraftanlagen funktionieren, doch für Wohngebäude im Garten oder auf dem Dach sind sie eher ungeeignet.
Ein Vergleich mit Fotovoltaikanlagen zeigt, dass diese oft ähnlich viel oder sogar mehr Strom erzeugen und dabei eine höhere Zuverlässigkeit bieten. Aber vor allem: Mini-Windkraftanlagen sind deutlich teurer, als Balkonkraftwerke mit vergleichbarer Leistung. Wir reden hier von 5000 bis 6000 Euro pro Kilowatt Leistung. Diese Preise gelten für hochwertige und ausgereifte Anlagen. Im Internet findest Du oft auch deutlich billigere Kleinwindräder, die dann aber eben Billigwaren und „Fernost-Schrott“ sind und nichts taugen. Spätesten dieser Preis verdirbt die Amortisationsrechnung endgültig.
Der Standort für Mini-Windkraftanlagen ist sehr wichtig
Der Standort einer Kleinwindkraftanlage ist ein entscheidender Faktor für ihren Ertrag. So sollte eine Kleinwindanlage möglichst frei stehen und auch eine gewisse Mindesthöhe – in der Regel 10 Meter – haben. Bebaute Gebiete mit vielen umstehenden Gebäuden und Bäumen bremsen den Wind aus und mindern damit den Stromertrag deutlich. Eine gute Windmessung ist bei der Planung unerlässlich, um die Windenergiepotenziale zu ermitteln und den Standort entsprechend auszuwählen.
Und wir reden hier nicht von „einmal kurz messen“ sondern von einer längerfristigen Messung, die eine Einschätzung der jährlichen Windausbeute ermöglicht. Doch auch mit präzisen Windmessungen sind die finanziellen Erwartungen realistisch zu halten, da selbst die beste Anlage nicht mehr Energie aus dem Wind gewinnen kann, als dieser enthält. Ok zugegeben, eine Binsenweisheit. Aus der Sonne kann eine Fotovoltaikanlage schließlich auch nicht mehr rausholen, als vom Himmel scheint.
Mini-Windkraftanlagen schaffen nur geringe Stromerzeugung und mögliche Risiken
Die nachfolgende Beispielrechnung zeigt, dass eine Dachanlage im besten Fall nur einen kleinen zweistelligen Eurobetrag als Stromertrag pro Jahr einspielen kann. In vielen Fällen dürfte dieser Wert sogar noch geringer ausfallen. Damit nicht genug, denn es können auch störende Geräusche und Vibrationen auftreten. das macht sich dann mit unter nicht nur im eigenen Haus bemerkbar, sondern beeinträchtigt auch die Nachbarn. Eine Fotovoltaikanlage ist in der Hinsicht gänzlich unproblematisch.
Beispiel für eine Ertragsschätzung:
Typischer Rotordurchmesser | 1,0 Meter |
Stromertrag pro Jahr in Kilowattstunden | circa 100 kWh pro Jahr bei einem Hausdach mit gute Bedingungen |
Stromertrag pro Jahr in Euro | circa 40 Euro pro Jahr |
Herstellerangaben sind oft arg optimistisch
Die von den Herstellern angegebene Nennleistung ist oft irreführend und sehr „optimistisch“ und auch nicht selten vor allem „marketing-getrieben“. Die Werte werden in der Regel unter optimalen Bedingungen – quasi Laborbedingungen – ermittelt. Sie geben also nicht die Leistung bei realistischen und meist niedrigen beziehungsweise durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten an. Bei einem Fotovoltaikmodul bedeutet „KilowattPeak“ ja auch die maximal mögliche aber nicht die dauerhaft erwartbare Leistung. Bei der Bewertung einer Kleinwindkraftanlage sind unabhängige Quellen und offizielle Prüfzertifikate daher die besseren Bewertungskriterien.
Die große Hürde Bauantrag für Mini-Windkraftanlagen
Die mit Abstand größte Hürde aber ist die Tatsache, dass für Kleinwindkraftanlagen fast immer ein Bauantrag zu stellen ist. Einfach aufs Dach packen ist nicht zulässig. Auch hier haben Balkonkraftwerke die Nase vorn, denn diese dürfen ohne „Behördenvorlauf“ und Genehmigungen an Balkon oder auf dem Dach angebracht werden. Selbst für große PV-Anlagen ist kein Bauantrag erforderlich. Und damit so ein kleines Windrad genehmigt wird, muss es bestimmte Bedingungen erfüllen.
Was für die Kleinwindkraftanöage genau so gilt, wie für Fotovoltaikanlagen ist die Anmeldepflicht beim Marktstammdatenregister und beim Netzbetreiber. Und auf alle Fälle ist mit der Versicherung zu klären, on und wie die Anlage von der Haftpflichtversicherung und auch der Hausratpolice abgedeckt ist oder ob sie separat zu versichern ist. Kommt das Ding bei Sturm vom Dach und zerdeppert ein Auto oder verletzt jemanden, dann wird es ohne Haftpflichtabdeckung richtig teuer.
Netzeinspeisung und rechtliche Aspekte der Mini-Windkraftanlagen
Für die Einspeisung von Windstrom ins Netz gibt es die gleiche magere Vergütung wie für den Fotovoltaik-Überschuss. Die finanziellen Einsparungen und die Erträge durch die Vergütung sind meist marginal. Die Kombination von Fotovoltaik- und Kleinwindanlagenstrom kann bürokratisch und rechtlich kompliziert sein. Zusätzliche Kosten für Stromzähler und einen eventuellen Installationsaufwand bei der Hauselektrik sind wahrscheinlich.
Kleinwindkraftanlagen sind nicht wartungsfrei
Es kommt ein weiterer Kostenfaktor dazu, der bei Balkonkraftwerken nicht anfällt: Wartungsaufwand. So ein Kleinwindrad hat diverse bewegliche Teile. Der Rotor selbst, ein Drehlager, über das es in den Wind gedreht wird und natürlich den Generator, der wie ein Dynamo am Fahrrad durch die Drehung den Strom erzeugt. Das verursacht Aufwand und Kosten. Ein Balkonkraftwerk ist wartungsfrei. Vielleicht muss man die Module ab und zu mal reinigen, wenn Sie arg von. Staub bedeckt sind oder von Vögeln zugeschossen worden sind. Aber ansonsten gibt es wirklich nichts zu tun.
Die einfachen „Flattermänner“ aus Fernost gibt es sogar bei Amazon. Da werden dann tolle Erträge versprochen. Schaut man ins Kleingedruckte, steht dann oft dabei, dass man die Anlage in „4,5 bis 10 Metern“ Höhe auf eine (nicht mitgelieferte) Stange montieren soll. Keine Hinweise, dass so eine Stange dann auch mit Spanndrähten abzuspannen und damit zu sichern ist, denn ohne würde das ganze Konstrukt bei starkem Wind nicht lange stehen. Ein Balkonkraftwerk ist in der Tat kinderleicht selbst zu installieren und in Betrieb zu nehmen. So ein Windrad ist es nicht.
Fazit – Mini-Windkraftanlagen lohnen sich nicht
Mini-Windkraftanlagen können unter idealen Bedingungen und in speziellen Einsatzbereichen durchaus zuverlässig funktionieren. Aber in einem Wohngebiet sind die Bedingungen eben nicht ideal. Im Gegensatz zu Balkonkraftwerken sind Kleinwindräder mit gewissen Geräuschemissionen verbunden. Der eher geringe Stromertrag wird durch Wartungskosten noch weiter gemindert. Finanziell rechnet sich so Jedoch zeigt die Analyse, dass sie für den Einsatz in Wohngebieten eher ungeeignet sind. Die begrenzte Stromerzeugung, finanzielle Ineffizienz und mögliche Störungen durch Geräusche und Vibrationen sprechen gegen eine breite Verwendung im Privathaushalt. Für den Großteil der Privatpersonen erscheinen Solaranlagen als zuverlässigere und wirtschaftlichere Alternative zur eigenen Stromerzeugung [1].