Fotovoltaik-Pflicht für Gewerbeimmobilien ist überfällig
Warum ist eine Fotovoltaik-Pflicht für Gewerbeimmobilien längst überfällig? In meiner Heimatstadt Oppenheim wurde im Jahr 2017 eine neue, riesige Gewerbeimmobilie fertiggestellt und eröffnet. Ankermieter dieses riesigen Gebäudekomplexes sind vor allem Kaufland, dann Takko, der DM-Drogerie-Markt, der Non-Food-Discounter Action, weiterhin der Tierbedarf-Händler Freßnapf und das Dänische Bettenlager, mittlerweile umbenannt in Jysk. Schaut Euch diese Luftaufnahme dieses Gebäudegiganten an:
Das Dach dieses Gebäudes hat mindestens die Fläche eines Fußballfeldes. Platz ohne Ende. Aber es kein einziges Fotovoltaik-Modul darauf zu sehen. In diesem Gewerbegebiet sind es insgesamt nur zwei von allen vorhandenen Gewerbeimmobilien, die zumindest eine sehr kleine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach haben. Und wenn man sich den gigantischen Parkplatz vor dem Kaufland-Komplex ansieht, dann könnte man auch da zumindest einen Teil der Stellplätze mit einer Art Fotovoltaik-Carport überbauen. Also einem aufgeständerten Dach, unter dem die Autos parken und auf dem Fotovoltaik-Module Strom erzeugen. Man könnte auf dem Gebäude und dem Parkplatz soviel Strom erzeugen, dass man damit diese Gewerbeimmobilie umfassend versorgen und vielleicht sogar noch die Nachbarschaft zum Teil mit Strom beliefern könnte. Man könnte, aber man tut es nicht. Es geht auch anders. Schaut Euch diese beiden Bilder an:
Die Aldi-Filialen in Oppenheim und in Nierstein haben jeweils riesige Fotovoltaik-Anlagen auf dem Dach. Der Aldi-Konzern macht das von sich aus. Freiwillig. Ohne gesetzlichen Zwang. Du wirst bei Luftaufnahmen von ziemlich allen neueren Aldi-Filialen sehen, das fast alle solche Anlagen zur Gewinnung von Sonnenstrom auf dem Dach haben.
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Fotovoltaik-Pflicht für Gewerbeimmobilien ist überfällig
Ist eine Fotovoltaik-Pflicht auf Gewerbeimmobilien nicht längst überfällig? Die Idee dahinter ist, dass Betreiber von Gewerbeimmobilien verpflichtet werden, auf ihren Dächern Fotovoltaik-Anlagen zur Stromgewinnung zu installieren, um damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben. Wenn von solchen Verpflichtungen die Rede ist, dann all zu oft in Bezug auf private Wohnhäuser. Den privaten Bauherrn hat der Gesetzgeber hier scheinbar viel eher im Blick, als die Bauherren von Gewerbeimmobilien.
Eine solche Pflicht ist sinnvoll, da Gewerbeimmobilien oft über große, teilweise gigantische Dachflächen verfügen, die für die Installation von Solaranlagen genutzt werden könnten. Wenn alle Gewerbeimmobilien mit Solaranlagen ausgestattet wären, könnte das einen erheblichen Beitrag zur Reduktion von CO2-Emissionen leisten und damit den Klimaschutz voranbringen. Und es könnte vor allem auch für Entspannung bei den Strompreisen sorgen und die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern vergrößern.
Kosten für Fotovoltaik-Anlagen sind deutlich gesunken
Darüber hinaus könnte eine Fotovoltaik-Pflicht auch wirtschaftlich sinnvoll sein. Die Kosten für die Installation von Fotovoltaik-Anlagen sind in den letzten Jahren stark gesunken und können sich für Betreiber von Gewerbeimmobilien bereits nach wenigen Jahren amortisieren. Eine Sonnenstromanlage kann zudem dazu beitragen, die Energiekosten des Unternehmens langfristig zu senken und damit die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu stärken.
Ein weiteres Argument für eine Fotovoltaik-Pflicht ist die Signalwirkung, die davon ausgehen würde. Wenn der Gesetzgeber eine solche Pflicht einführt, würde das ein deutliches Zeichen setzen, dass er den Ausbau erneuerbarer Energien ernsthaft vorantreiben will. Das könnte weitere Investitionen in den Bereich erneuerbare Energien anstoßen und damit den Wandel hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung beschleunigen.
Die Argumente der Fotovoltaik-Pflicht Kritiker
Kritiker argumentieren jedoch, dass eine Fotovoltaik-Pflicht zu einer zusätzlichen Belastung für die Betreiber von Gewerbeimmobilien führen würde und die wirtschaftliche Entwicklung bremsen könnte. Zudem könnte es schwierig sein, eine solche Pflicht umzusetzen, da nicht alle Gewerbeimmobilien über geeignete Dachflächen verfügen und es auch baurechtliche Einschränkungen geben könnte.
Trotz dieser Bedenken ist eine Fotovoltaik-Pflicht auf Gewerbeimmobilien aus meiner Sicht ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung und sollte daher dringend in Erwägung gezogen werden. Die Bedenken der Kritiker sollten betrachtet werden, um berechtigte Punkte zu berücksichtigen.
Fotovoltaik-Pflicht in Rheinland-Pfalz seit 1. Januar
In meinem Bundesland Rheinland-Pfalz wird das Thema bereits angegangen. Hier greift seit dem 1. Januar 2023 eine entsprechende Fotovoltaik-Pflicht, festgelegt im Landessolargesetz, für neu entstehende Gewerbeimmobilien. Diese Regelung definiert, dass 60 Prozent der entsprechend geeigneten Dachflächen einer Gewerbeimmobilie – wenn das Dach mindestens 100 Quadratmetern nutzbare Fläche hat – mit einer Fotovoltaik-Anlage zu belegen ist. Damit nicht genug, denn auch überdachte Parkplätze ab 50 Stellplätze müssen mit entsprechenden Anlagen ausgestattet werden. Ähnliche Regelungen gibt es in Berlin und Baden-Württemberg. Und Baden-Württemberg fördert sogar die Parkplatz-Fotovoltaik.
Aber es wäre wünschenswert, ja eigentlich zu fordern, dass diese Regelung auf der Ebene des Bundes erfolgt und damit per Gesetz für das gesamte Land gilt. Dann würde man nicht mehr solche gigantischen Flächen wie bei mir in Oppenheim den Kauflandkomplex ungenutzt in der prallen Sonne liegen lassen. Statt bei solchen Regelungen den Blick vor allem auf Privathäuser zu richten – auch da macht diese Regelung in einer „bezahlbaren Skalierung“ Sinn – sollte der Scherpunkt dieser Regeln auf Gewerbeimmobilien und Großbauten liegen. Die Satelliten-Aufnahmen der diversen Kartendienste wie Google Maps zeigen, wievielt Potential dort derzeit brach liegt, aber problemlos nutzbar wäre. Und es gibt ja Wirtschaftsunternehmen, die her selbst und freiwillig mit gutem Beispiel voran gehen, wie der hier schon erwähnte Aldi-Handelsriese.
One Comment
Manfred Thümler
Die Bürokratiekosten und die Genehmigungszeiten in Deutschland sind extrem hoch, ersticken Initiativen und machen alles kaputt.
Man braucht Fachanwälte und Spezialisten für völlig unnötige Zertifizierungen. Nur bestimmte Personen, mit Zulassung durch die Versorger, dürfen eine Anlage bauen, anmelden und abnehmen und die befinden sich derzeit im Goldrausch. Die Anlagen kosten 3x soviel wie nötig und blockieren Firmen mit ihrer Bürokratie personell. Unnötige Umbauten des Firmennetztes werden verlangt. Neue Netzanschlüsse sind nötig.
Genehmigungszeiten 3 Jahre sind nicht selten. Selbst beschafftes Material darf nicht verwendet werden, muss sehr sehr teuer via Solarteur gekauft werden, sonst wird die Anlage von ihm nicht abgenommen. usw
Fazit Solaranlagen im Ausland rechnet sich, in Deutschland leider jedoch nicht.
Die Solarpflicht führt dazu, dass der Solateur jeden Betrag verlangen kann – die Firmen letztendlich vor der Wahl stehen ungeheure Beträge zu bezahlen oder den Standort zu schließen.