Die Atomstromlüge: Warum Atomstrom nicht billiger, sondern teurer ist
In der hitzigen Debatte um die Energiewende in Deutschland und weltweit beharren Klimawandelleugner und Gegner der Energiewende oft auf einem scheinbar schlagenden Argument: Atomstrom sei die billigste und effizienteste Form der Energiegewinnung. Doch diese Behauptung hält einer genauen Prüfung nicht stand. Tatsächlich verbergen sich hinter dem vermeintlich günstigen Atomstrom immense versteckte Kosten und Risiken, die dessen Wirtschaftlichkeit stark in Frage stellen und ihn tatsächlich zur mit Abstand teuersten Form der Stromerzeugung machen.
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Atomstrom und die versteckte Kosten und Subventionen
Der erste Trugschluss in der Argumentation für Atomstrom liegt im – mit unter bewußten – Ignorieren der versteckten Kosten. Atomkraftwerke profitieren in Europa massiv von Steuervergünstigungen, Subventionen und finanziellen Hilfen für Bau, Betrieb, Instandhaltung und vor allem für die Entsorgung des radioaktiven Abfalls. In Deutschland belaufen sich diese Subventionen seit 1955 auf etwa 287 Milliarden Euro. Diese indirekten Kosten werden meist über den Staatshaushalt finanziert und somit auf alle Bürgerinnen und Bürger umgelegt, was den Preis für Atomstrom künstlich senkt.
Atomstrom und die Risiken und Folgekosten von Atomunfällen
Die katastrophalen Unfälle in Tschernobyl und Fukushima haben eindrücklich gezeigt, dass die Folgekosten von Atomunfällen astronomisch und kaum kalkulierbar sind. Die direkten und indirekten Kosten dieser Katastrophen, einschließlich Gesundheits- und Umweltschäden sowie Sanierungskosten, belaufen sich auf Hunderte von Milliarden Euro. Die Kosten für die Folgen von Tschernobyl in Deutschland betragen bis heute etwa eine Milliarde Euro, während diese Kosten weltweit auf 646 Milliarden Euro geschätzt werden.
Die Schäden von Fukushima bis 2017 werden auf rund 177 Milliarden Euro geschätzt. Schaue dir hier bei der Tagesschau mal eine Aufstellung aus dem Jahr 2014 an, die alle Atomunfälle seit 1952 mit den jeweiligen Folgekosten auflistet. und eine Gesamtsumme von 471.054 Milliarden Dollar ausweist. Und wie gesagt, dass ist der Stand von 2014. Das war also vor zehn Jahren. Diese Kosten werden größtenteils von den Steuerzahlern getragen, was erneut die vermeintliche Wirtschaftlichkeit von Atomstrom in Frage stellt.
Haftungsproblematik und volkswirtschaftliche Schäden
Ein weiteres gravierendes Problem der Atomenergie ist die Haftungsfrage bei Unfällen. Die Haftungssummen für Betreiber von Atomkraftwerken sind im Vergleich zu den potenziellen Schadenssummen, die ein großer Atomunfall verursachen könnte, extrem niedrig. In einem Katastrophenfall müssten die Staaten und damit wiederum die Steuerzahler für den Großteil der Kosten aufkommen. Die volkswirtschaftlichen Schäden eines GAUs in Deutschland könnten sich auf bis zu 2,5 Billionen Euro belaufen, während die gesetzlich vorgeschriebene Versicherungssumme der Betreiber bei weitem nicht ausreicht, um diese Kosten zu decken.
Atomstrom und die Rückbaukosten
Der Rückbau eines Atomkraftwerks ist ein komplexer und kostspieliger Prozess, der über sehr viele Jahre andauert. Als Beispiel lässt sich das Atomkraftwerk Biblis in Deutschland heranziehen, dessen Stilllegung und Rückbau einen Einblick in die finanziellen und logistischen Herausforderungen bietet, die mit der Demontage kerntechnischer Anlagen verbunden sind. Die Kosten für den Rückbau von Biblis, einschließlich der Entsorgung des radioaktiven Abfalls, werden auf mehrere Milliarden Euro geschätzt. Diese Summe umfasst nicht nur die direkten Kosten für den Abriss und die Dekontamination der Anlage, sondern auch die langfristigen Kosten für die Endlagerung des radioaktiven Materials. Und die Endlagerung von „verbrauchtem“ radioaktivem Material fällt ja genauso für noch in Betrieb befindliche AKWs an.
Ein wesentlicher Faktor, der die Kosten in die Höhe treibt, ist die Notwendigkeit, höchste Sicherheitsstandards während des gesamten Prozesses zu gewährleisten, um den Schutz von Mensch und Umwelt zu garantieren. Hinzu kommt, dass für viele Aspekte des Rückbaus spezialisiertes Know-how und Technologie erforderlich sind, was zusätzliche finanzielle Aufwendungen bedeutet. Darüber hinaus ist die Endlagerung des radioaktiven Abfalls nach wie vor eine ungelöste Herausforderung, die langfristige Kosten- und Sicherheitsfragen aufwirft.
Der Fall Biblis verdeutlicht somit, dass die Entscheidung für die Nutzung der Kernenergie weitreichende finanzielle Verpflichtungen nach sich zieht, die auch lange nach der Stilllegung eines Kraftwerks bestehen bleiben und Kosten verursachen. Und auch hier schießt der Staat wieder massiv Geld zu, um diesen Rückbau zu finanzieren. Und damit zahlt abermals der Steuerzahler die Zeche.
Atomstrom im Vergleich zu erneuerbaren Energien
Im direkten Vergleich mit erneuerbaren Energien zeigt sich, dass Atomstrom keineswegs die kostengünstigste Option ist. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Die Kosten für Wind- und Solarenergie sind in den letzten Jahren kontinuierlich gefallen und werden dies voraussichtlich auch weiterhin tun. Und wenn ein Windrad oder ein Solarpark irgendwann mal zurückgebaut werden muss, ist das zu sehr günstigen Konditionen machbar. Erneuerbare Energien sind zunehmend wettbewerbsfähig, während die Atomkraft mit ihren hohen Risiken, langfristigen Verpflichtungen und ungelösten Endlagerfragen unwirtschaftlich bleibt.
Fazit zum angeblich billigen Atomstrom
Die Diskussion um die Kosten von Atomstrom ist komplex und von verschiedenen Perspektiven geprägt. Die Behauptung, dass Atomstrom der billigste sei, lässt sich definitiv nicht aufrechterhalten, wenn man eine ganzheitliche Analyse der Kostenstruktur vornimmt. Fasst man die direkten Kosten wie Bau und Betrieb von Kernkraftwerken, die indirekten Kosten wie Forschung, Sicherheitsmaßnahmen, Versicherung und die langfristigen Verpflichtungen wie Endlagerung radioaktiver Abfälle sowie die Bewältigung von Atomunfällen aber vor allem auch den Milliarden teuren Rückbau eines AKW zusammen, ergibt sich ein Bild, in dem Atomstrom als eine wesentlich teurere Option erscheint.
Darüber hinaus sind die potenziellen Risiken einer nuklearen Katastrophe und die damit verbundenen unermesslichen Folgekosten zu berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum die Energiewende, die den Übergang zu erneuerbaren Energiequellen wie Sonne, Wind und Wasser vorantreibt, nicht nur aus Umweltschutzgründen, sondern auch aus finanziellen Erwägungen die sinnvollere und zukunftsfähigere Lösung darstellt. Sie bietet die Möglichkeit, eine kontinuierliche, nachhaltige und letztlich kostengünstigere Energieversorgung zu realisieren, die nicht von den negativen Begleiterscheinungen der Kernenergie belastet ist.